13. Oktober 2016
25 Jahre Münchner SPIELWIESN
2016: 25. SPIELWIESN, 7. FORSCHA
Als der Spielspaß noch aus dem Pizzakarton kam
Von Tom Magenheim-Hörmann
Was ein Viertel Jahrhundert ist, führt erst der Blick zurück wirklich vor Augen. 1991 gab es noch die Sowjetunion, der heutige Zweitligist Kaiserslautern wurde deutscher Fußballmeister und Besserwessi das Wort des Jahres. Auch für den homo ludens, den spielenden Menschen, ist die Welt noch eine andere gewesen. Und das nicht nur, weil es bis dahin noch keine Münchner SPIELWIESN gab, die 1991 bei ihrer Erstveranstaltung im Münchner Pschorr-Keller immerhin einige hundert Besucher angelockt hat.
Keine Seltenheit ist es vor 25 Jahren noch gewesen, dass Kleinverlage ihre Brettspiele in Pizzakartons verpackt haben und man Spielmaterial selbst mit der Schere aus Pappbögen ausschneiden musste. Viele komplexe Spiele waren damals für Normalsterbliche vor allem deshalb unspielbar, weil die Regeln erbärmlich schlecht formuliert und gestaltet wurden. Für eine wirkliche Trendwende gesorgt hat da erst das Spiel des Jahres 1995 "Die Siedler von Catan". Aber auch das Spiel des Jahres 1991 brachte einen Fingerzeig. Mit "Drunter & Drüber" hatte erstmals ein bis dahin vor allem in Insiderkreisen bekannter Münchner Kleinverlag namens Hans im Glück den begehrtesten deutschen Spielepreis errungen. Dieses Kunststück sollte er dann noch sechsmal wiederholen.
In den frühen 90er Jahren fiel die Auswahl von Preisträgern noch nicht so schwer bei damals jährlich 200 bis 300 Neuerscheinungen. Heute ist der Spieledschungel auch für erfahrene Vielspieler und Experten undurchdringlich geworden bei deutlich über 1.000 Neuheiten per annum. Heute strömen Spiele aus aller Herren Länder auf den heimischen Markt - von Italien bis Tschechien über die USA bis Japan - längst nicht mehr verpackt in Pizzaschachteln und meist mit verständlicher Regel. Verursacht hat diese Explosion das Spielbiotop Deutschland.
Nirgendwo weltweit wird mehr gespielt, gibt es mehr Spielclubs oder Spieleveranstaltungen. Auch die Qualität ist einzigartig. Wo andernorts Glücksspiele dominieren oder wenige Klassiker, will der deutsche Spieler mehr. Tiefgang ohne Grübelei, Anspruch statt purem Glück. Das hat dazu geführt, dass solche Spiele international als "german type games" (Spiele deutscher Art) bekannt sind. Derartige Gesellschaftsspiele mit Anspruch werden mittlerweile auch im Ausland fabriziert und gezielt nach Deutschland exportiert, weil nirgendwo sonst die Nachfrage danach so groß ist.
Das erklärt die Neuheitenflut der letzten Jahre, die immer weiter anschwillt und Verbrauchermessen vom Schlage der SPIELWIESN immer wichtiger macht. Nur dort kann man die Ware Spiel nicht nur anfassen sondern auch ausprobieren und prüfen, bevor man sich bindet und kauft. Nur dort bekommt man eine von erfahrenen Spielern getroffene Vorauswahl präsentiert und zudem auch noch die Regeln erklärt. Diese Selektion erspart manche Enttäuschung, auch wenn Spielegeschmäcker immer verschieden bleiben werden. Ein wichtiger Filter für die Neuheitenflut ist es allemal. Denn der Anteil an guten Spielen hat sich über die Jahre nicht wirklich verändert. Absolut gesehen gibt es zwar mehr Prinzen, aber eben auch mehr Frösche, die auf ewig Frösche bleiben und Letztere mag man nicht wirklich küssen.
Das erklärt den Erfolg der SPIELWIESN, die über die Jahre mehrmals innerhalb Münchens ihren Veranstaltungsort wechseln musste, um dem zunehmenden Zuspruch ihrer würfelnden und zockenden Kundschaft gerecht zu werden. Zeitgenössische Begleiter erinnern sich an Veranstaltungsorte wie den Mathäser Weißbierkeller, aus dem längst ein Kinokomplex geworden ist oder das Forum der Technik neben dem Deutschen Museum. Vor einigen Jahren ist die SPIELWIESN mit zuletzt 60.000 Besuchern in den Messehallen des MOC angekommen. Sie ist heute die zweitgrößte Publikumsveranstaltung ihrer Art im gesamten deutschsprachigen Raum.
Über die SPIELWIESN:
Die größte süddeutsche Spielemesse, DAS Kultevent, Spiele-Paradies und MUSS für alle Spielfreaks und Anhänger von Brett- und Gesellschaftsspielen feiert Jubiläum: 25 Jahre wird die SPIELWIESN dieses Jahr. Berühmt und geschätzt ist sie für ihre gelungene Mischung aus Spielfest, Mitmachmesse, Infobörse und Einkaufsparadies, aber auch für ihre einzigartige Atmosphäre. Bayerns größtes Wohnzimmer wird sie liebevoll genannt. Und das trotz stetig wachsender Besucher- und Ausstellerzahlen und einem bunten quirligen Programm für aktive, unternehmungslustige Menschen. Schon für kleine Spielfans ab drei Jahren gibt es jede Menge zum Ausprobieren. Hauptsache Spaß haben, mitmachen, möglichst vieles ausprobieren. Dafür können sich die Besucher an der mit über 3.000 Spielen bestückten Riesenspielothek Exemplare ausleihen, sich von einem der 60 ehrenamtlichen Spieleberater die Regeln erklären lassen und sofort loslegen.